Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Leserbrief zu "Studie: Handys erhöhen das Krebsrisiko nicht", Donaukurier 7./8. September 2024

Handys erhöhen das Risko nicht und Funkmasten sind nicht schädlich? Ist dieser Nachricht zu trauen? Holger Geißel, ÖDP-Kreisvorsitzender im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen bezweifelt das und hat starke Argumente.

Eine nachdenkliche Brunnenfigur

Die durch Funkbelastung bedingten Gesundheits- und Umwelteffekte werden vom gesetzlichen Schutz nicht vollständig erfasst und sind vielen Menschen nicht bewusst. (Aus dem bundespolitischen Programm der ÖDP)

Dan Baaken, einer der Autoren der Studie ist als wissenschaftlicher Sekretär für die ICNIRP tätig, einem industrienahen privaten Verein mit Sitz in Neuherberg bei München, der aufgrund von personeller Verflechtung und von Lobbyarbeit in vielen Ländern die Grenzwerte für die Strahlung beeinflusst hat. Die International Commission on Nonionizing Radiation Protection (ICNIRP) behauptet, unterhalb der Grenzwerte könne es keine Gesundheitschäden geben. Damit widerspricht dieser Verein den laufenden wissenschaftlichen Ergebnissen.  
 
Wir schreiben das Jahr 2003. In dem oberfränkischen Städtchen Naila waren alarmierende Mitteilungen über vermehrtes Krebsaufkommen in der Nähe von Mobilfunkanlagen durchgesickert. In einer großangelegten epidemiologischen Studie wurde eine erhebliche Vermehrung von Krebsfällen statistisch eindeutig und signifikant nachgewiesen. Dabei hatte die gesamte allgemeinmedizinische Ärzteschaft des Ortes, die Dr. Eger H., Hagen K. U., Lukas B., Vogel P. und Voit H. die Einwohnerschaft des Ortes Naila beinahe lückenlos aktuell und im Rückblick auf ihre Krebshäufigkeit bezüglich der Nähe ihres Wohnortes zu Mobilfunkantennen untersucht. In dieser ohne Fremdmittel, also auch ohne Betreiber-Einfluss und dadurch unabhängig erstellten Studie wurden datengeschützt 1.000 Patienten  aus Naila aufgenommen. Innerhalb von 400 Metern rund um die seit 1993 betriebenen Mobilfunksendeanlagen traten signifikant dreifach  so viele Krebsfälle auf als bei weiter entfernt lebenden Bewohnern. Während sich in den ersten fünf Jahren (von 1993 bis 1998) kein vermehrtes Krebsaufkommen zeigte, steigerte sich das Krebsrisikio nach fünf Jahren Betriebzeit des Senders (1998 bis 2003) auf sage und schreibe 300% im Vergleich zum Nailaer Außenbereich.
 
Ein anderes Beispiel: Die Rinder auf dem Hof der Familie Stengel sind Ende 1997 gesund, die Kälberzucht verläuft ohne Probleme. Dann wird neben dem Stengel-Hof ein Mobilfunkturm errichtet. Kurz darauf erkranken die ersten Kühe und die Nachzucht gerät ins Stocken. Die Blutbilder der Tiere ähneln denen von Krebspatienten mit Strahlentherapie, geben aber keinen Hinweis auf bekannte Krankheiten oder Haltungsfehler. Dabei stellte sich heraus, die Kühe hatten eine viel zu geringe Anzahl weißer Blutkörperchen. Einige Tiere zeigten weniger als rd. 30% des Sollwerts. Laut Tierarzt deutet das eindeutig auf eine Strahlenbelastung hin.
Entwarnung? Kein erhöhtes Krebsrisiko durch Handys und auch Funkmasten sind nicht schädlich, behaupten jedenfalls die Weltgesundheitsorganisation und das Bundesamt für Strahlenschutz. Belegt wird das mit einer Meta-Studie, wobei dann von den 5000 Studien letztendlich 63 Studien ausgewählt wurden. Wer hat diese 63 Studien in Auftrag gegeben, von wem wurden sie durchgeführt, was wurde untersucht und wer hat sie bezahlt? Warum wurden die restlichen Studien ausgesondert, entsprachen sie nicht den festgelegten Kriterien?  


Aber auch offizielle Stellen bestätigen die Gefahr durch hochfrequente Strahlung, so eine Studienübersicht des Technikfolgenausschusses vom Europäischen Parlament (STOA). "Health impact of 5G", Juni 2021. Die derzeit genutzten Funkfrequenzen sind für Versuchstiere gesichert krebserregend und für Menschen wahrscheinlich krebserregend, beeinträchtigen eindeutig die männliche Fruchtbarkeit und wirken sich möglicherweise nachteillig auf die Entwicklung von Embryonen, Föten und Neugeborenen aus.
 
Die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) der WHO hat hochfrequente EMF im Jahr 2011 bereits als "möglicherweise krebserregend" für den Menschen eingestuft. Aufgrund neuerer Erkenntnisse durch die NTP- und Ramazzini-Studien wird die Höherstufung in "krebserregend" gefordert.
 
Im Amtsblatt der Europäischen Union steht am 04.03.2022: "Das Europäische Parlament, der Wirtschafts- und Sozialausschuss und der Europarat haben anerkannt, dass Elektrosensibilität eine Krankheit ist."
Eine bessere Kontrolle der Strahlenbelastung wird empfohlen, um die Bürger, insbesondere auch Menschen. die unter Elektrosensibilität leiden, zu schützen.
 
Auch die Landesärztekammer Baden-Würtemberg fordert seit 2021 das Schaffen von mobilfunkfreien Zonen in öffentlichen Einrichtungen (Bus, Bahn, Schulen, Universitäten, Verwaltung, Kliniken) und im privaten Bereich.
 
In seinem Bericht vom 14.02.2023 schreibt das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag: "Neben einer Anpassung der Grenzwerte können auch Beschränkungen der Verwendung (z. B. die Einrichtung von Schutzzonen, in denen die Verwendung von Mobiltelefonen oder die Errichtung von Sendeanlagen verboten oder stark eingeschränkt wird), in Betracht gezogen werden."
 
Wie glaubwürdig ist also die Aussage: Handys erhöhen das Risko nicht und Funkmasten sind nicht schädlich?

Zurück